Die Eliteschule des Sports – der Königsweg?
Wie kam es dazu?
Lange habe ich über den Titel meines Erstlingswerkes nachgedacht. Der Arbeitstitel hieß: „Die Eliteschule des Sports – Königsweg oder Sackgasse?“
Letztlich kam mir das zu provokant vor, also wurde abgemildert in „ … der Königsweg?“ – mit einem dicken Fragezeichen.
Mit heutiger Draufsicht war das ein Fehler. Eine stärkere Polarisierung im Titel hätte vielleicht eine noch heterogenere Leserschaft bewirkt.
Nun gut, wie kam es überhaupt zu diesem .- wie ich es immer nenne – Büchlein?
Als es dem Ende meiner beruflichen Tätigkeit entgegen ging befiel mich immer intensiver das Gefühl, noch bei Weitem nicht alles „erledigt“ gehabt zu haben, was ich mir so in den Jahrzehnten vorher vorgenommen hatte. Eigentlich schlimmer noch: Manche Dinge drohten sich in eine Richtung zu entwickeln, die den Zielen einer Eliteschule des Sports, wie ich sie verstehe, zuwider liefen. Fakt war, dass meine Zeit, darauf Einfluss zu nehmen, mit der Pensionierung begrenzt war. Was ich natürlich nicht ahnen konnte, und das kam verschärfend hinzu, war, dass mich die vorgesetzte Behörde einige Monate früher, mitten im 2. Schulhalbjahr, „aus dem Dienst nahm“. Dies geschah nach meiner Einschätzung gezielt, um mir als Schulleiter letzte Einflussmöglichkeiten zu nehmen. Konkret wurde seinerzeit eine neue Dienstverordnung über die Poelchau-Oberschule kontrovers diskutiert. Die wesentlichen Konfliktpunkte: Schultyp (Gymnasium vs Sekundarschule); Zügigkeit; Aufnahme- und Abgangsprocedere; Einfluss der Sportinstitutionen auf die schulischen Strukturen.
Also griff ich zum Stift und fing an zu schreiben. Was dabei herausgekommen ist, können Sie in meinem Büchlein nachlesen, viel Kurzweil dabei.
Und immer bleibt die Frage:
Eliteschule des Sports – ist das der Königsweg?
Ist das die erfolgversprechende Schule, um schulische Bildungsziele und sportliche Höchstleistungen in Einklang zu bringen? Diese Frage zieht sich als „roter Faden“ durch das Buch. Und eines ist völlig klar: Die Hochleistung im Sport darf nicht zum Maß aller Dinge werden, der Bildungsauftrag muss seinen entscheidenden Stellenwert behalten. Gleichwohl stehen auch sportliche Höchstleistungen im Fokus – das ist der Spagat. An den drei Berliner Eliteschulen des Sports arbeiten Tag für Tag viele engagierte Kolleginnen und Kollegen, die sich über das übliche Maß hinaus für die Belange der Schülerinnen und Schüler und des Sports einsetzen. Sie, wie auch die hoch belasteten Schülerinnen und Schüler, haben höchste Wertschätzung verdient!
Leseproben
Die Eliteschulen des Sports in Deutschland gelten als Institutionen, in denen konzentriert trainiert und gelernt wird.
Ein Blick hinter die Kulissen jedoch zeigt, wie Anspruch und Wirklichkeit vielfach auseinanderklaffen. Immer wieder muss zwischen der Laufbahn als Hochleistungssportler und einer angemessenen Schulbildung gerungen werden.
In Fallbeispielen wird erzählt, mit welchen Schattenseiten diese Sportförderung in Deutschland verbunden ist. Eine besondere Rolle nimmt dabei die Sportart Fußball mit ihren oft skrupellosen Methoden ein.
Adressaten dieses Buches sind neben den Verantwortlichen aus Sport und Schule auch sportbegeisterte Pädagogen und Eltern talentierter Kinder, die eine Eliteschule des Sports besuchen wollen.
Inhaltsverzeichnis
Rezensionen
„Eliteschule des Sports … ein Schulleiter blickt zurück und nach vorn – Prof. Detlef Kuhlmann stellt vor[…] Im Kern will der ehemalige Direktor der Poelchau-Oberschule in Berlin einen ebenso kritischen wie „durchaus auch subjektiv gefärbten Blick werfen auf den Leistungssport in Deutschland und in Berlin im Allgemeinen und auf die Eliteschulen des Sports im Besonderen“ werfen. […]“
Umfrage
Motivation und Ergebnis
Die ersten 300 Exemplare waren schnell vergeben und viele Kontaktaufnahmen von Lesern veranlassten mich zu einer Befragung.
Ein halbes Jahr nach dem Erscheinen meines Buches hatte ich die Leserinnen und Leser gebeten, mir ein Feedback zu geben. Dazu wurden 20 Fragen gestellt, deren Beantwortung hier wiedergegeben wird. Die Umfrage wurde im Dezember 2014 durchgeführt und es haben insgesamt 372 Personen teilgenommen.
# | Frage | in % | ||
---|---|---|---|---|
ja | nein | unerheblich / keine Angabe | ||
1 | Es war für unsere Schule seinerzeit richtig, sich von der großen Anzahl an Sportarten zu verabschieden („Strauß bunter Sportarten“). | 86 | 7 | 7 |
2 | Es war richtig, sich auf den Status „Eliteschule des Sports“ zu bewerben? | 93 | 0 | 7 |
3 | Es war richtig, sich auf den Status „Eliteschule des Fußballs“ zu bewerben? | 36 | 14 | 50 |
4 | Die „Eliteschule des Sports“ muss sich in Struktur und Geist deutlich von den ehemaligen Kinder- und Jugendsportschulen der DDR unterscheiden. | 98 | 1 | 1 |
5 | Auch an der Eliteschule des Sports müssen die allgemeinen Erziehungsziele einer allgemeinbildenden Schule im Vordergrund stehen. | 98 | 1 | 1 |
6 | Auch an der Eliteschule des Sports muss das persönliche Wohl des Einzelnen vor den Partikularinteressen von Institutionen stehen. | 98 | 1 | 1 |
7 | Leistungssportler mit Perspektive sollten, sofern es die schulische Leistung zulässt, die gymnasiale Oberstufe besuchen und das Abitur machen. | 98 | 1 | 1 |
8 | Schülerinnen und Schüler, die keine leistungssportliche Perspektive mehr haben, sollten auf der Schule verbleiben können. Dabei soll ihnen ein Perspektivangebot unterbreitet werden. („Brandenburger Modell“) | 98 | 1 | 1 |
9 | In der Mittelstufe sollte das Training ausschließlich von Trainern / Lehrertrainern der Schule geleitet werden. („Brandenburger Modell“) | 50 | 23 | 27 |
10 | Der mündige, selbstbewusste und aufgeklärte Schüler hat letztlich die besten Chancen auch der erfolgreiche Sportler werden. | 93 | 7 | 0 |
11 | Der Einfluss der Sportinstitutionen auf die Entscheidungen der Schule muss auf ein Mindestmaß begrenzt bleiben. | 93 | 0 | 7 |
12 | Man sollte die Institutionen „Eliteschule des Sports“ und „Eliteschule des Fußballs“ voneinander trennen. | 43 | 50 | 7 |
13 | Der Bereich Fußball nimmt an unserer Schule eine zu dominante Stellung ein. | 71 | 1 | 28 |
14 | Der Einfluss des Vereins Hertha BSC auf unsere Schule ist zu groß. | 78 | 1 | 21 |
15 | Die „Eliteschule des Sports“ sollte mit dem Schultyp Gymnasium verbunden werden. | 71 | 22 | 7 |
16 | Die Schulbehörde hilft wenig bei der Bewältigung der Probleme an der Schule. | 78 | 1 | 21 |
17 | Das Problemfeld „Lehrertrainer“ muss bearbeitet werden. | 71 | 1 | 28 |
18 | Die Sichtungsstruktur der Sportverbände muss spürbar verbessert werden. | 64 | 1 | 35 |
19 | Die Schulbehörde muss an den Grundschulen Berlins eine Aufklärungskampagne starten, um auch dort Talente sichten zu können. | 93 | 0 | 7 |
20 | Die Eliteschule des Sports muss leistungssportlich und bildungspolitisch erfolgreich sein. Das kann durch eine duale Orientierung (Praxis auf Hochleistungsniveau und wissenschaftliche Befassung mit den Rahmenbedingungen) unterstützt werden. | 98 | 1 | 1 |
Interpretation
Absolute Zustimmung (mit jeweils 98 %)
• EdS und KJS sollen sich deutlich unterscheiden (Nr. 4 )
• Erziehungsziele sollen im Vordergrund stehen (Nr. 5)
• Schulverbleib bei Sportausstieg (Nr. 8)
• pers. Schülerwohl vor Partikularinteressen (Nr. 6)
• Oberstufe und Abitur (Nr. 7)
• duale Orientierung (Nr. 20)
Starke Zustimmung (Auswahl)
• Einfluss des Sports auf die Schule begrenzen (Nr. 11 => 93 %)
• Hertha/Fußball zu dominant (Nr. 14 => 78 %)
• Schultyp sollte Gymnasium sein (Nr. 15 => 71 %)
Sehr „gemischt“ Einschätzung
• EdSports von EdFußballs trennen (Nr. 12 => 43 % Zustimmung, 50 % Ablehnung)
Mein Dank geht …
… an die vielen Kolleginnen und Kollegen, die mich immer wieder ermutigten, meine Erfahrungen zu Papier zu bringen. Auch bedanke ich mich für die verlässliche Unterstützung der Elternvertreter Hilda Bettinelli, Ilka Duwe, Susanne Kammer, Ali Cakir, Mathias Hartwig, Dr. Peter Lummel, Wolfgang Menke und vieler anderer Eltern der Schule. Vielen Dank nicht zuletzt an Werner Stahr, ohne dessen Ideen und Schaffenskraft die Schule niemals diese rasante Entwicklung erfahren hätte.