[Ein Kommentar von Rüdiger Barney zum Artikel „Charlottenburger Eliteschule des Sports entscheidet sich für neuen Namen“ von Sylvia Vogt in DER TAGESSPIEGEL vom 07.01.2015.]

Demokratisch gefallenen Entscheidungen sind zu akzeptieren, egal ob sie einem passen oder nicht – basta! Gleichwohl ist es aber auch gute Tradition der offenen Gesellschaft, diese zu kommentieren und zu bewerten!

Dass sich die Mehrheit der Schulkonferenz der Poelchau-Oberschule nunmehr in der Namensauseinandersetzung zu einem „blutleeren“ Kompromiss wie „Sportschule im Olympiapark“ hinreißen lässt ist fatal. Und es ist geschichtsvergessen! Den Ehrennamen Harald Poelchaus abzulegen war dem neuen Standort und der Neuorientierung der Schule als „Eliteschule des Sports“ geschuldet – bitter, sicher auch kritikwürdig, aber nachvollziehbar und letztlich akzeptabel. Den Namen „Jesse-Owens“ aber abzulehnen ist skandalös und der bildungs- und sportinteressierten Öffentlichkeit nicht zu erklären. Ganz davon  abgesehen, dass man ja auch dem Deutschen Olympischen Sportbund glaubhaft erläutern müsste, warum die „Olympia- Bewerberstadt Berlin“ den großen Sportler und Menschen Jesse Owens, der keine 400m entfernt vom neuen Standort der Schule vier Goldmedaillen gewann und im Nazideutschland eine lange anhaltende Freundschaft mit Luz Long begründete, als Namensgeber ablehnt. Dazu fällt mir keine Begründung ein! Es geht um den neuen Namen für eine von 40 deutschen Eliteschulen des Sports. Eine Entscheidung, die damit auch eine bundesdeutsche Bedeutung hat.

Im Übrigen möchte ich an dieser Stelle richtig stellen, dass es – entgegen der Aussage des neuen Schulleiters – in den vergangenen Jahren meiner Leitung, keinen Gremienbeschluss zur Umbenennung der Schule gegeben hat. Überhaupt vermisse ich in der Debatte um den neuen Schulnamen die Meinung des Schulleiters –  sich nur auf Mehrheitsbeschlüsse zu berufen ist billig und wird einer Leitungsverantwortung nicht gerecht!

Auch ist ich darauf hinzuweisen, dass der Begriff „Sportschule“ in unserer Gesellschaft meist für kommerzielle Unternehmen steht, oft auf Kampfsport focussiert. Auf jeden Fall ist dies keine Begrifflichkeit, die auf eine Institution des öffentlich-rechtlichen Schulwesens übertragen werden sollte.

Die Poelchau-Oberschule ist dabei, sich einer einmaligen Gelegenheit zu berauben. Generationen von Schülerinnen und Schülern würden immer wieder und stetig den olympischen Gedanken von Liberalität und Völkerverständigung, symbolisiert durch den Namen Jesse Owens, vor Augen geführt bekommen und sie hätten Gelegenheit, sich daran zu messen.

Aber vielleicht ist ja noch auf Klaus Böger, Präsident des mächtigen Landessportbundes Berlin, zu hoffen. Und letztlich bin ich gespannt, wie sich Frau Scheeres, bisher mit bildungspolitischen Thesen wenig hervorgetretene Schulsenatorin, auf die Problematik reagiert! Das Rennen bleibt offen …