Zum Artikel von Anja Lasic und Rahed Saleh (SPD) mit dem Titel „Mehr Quereinsteiger nach Zehlendorf“ im Tagesspiegel vom 27.6.2018 folgende Anmerkungen:

Aktive Ressourcenverteilung – wie soll das gehen in einem vom Elternrecht auf freie Oberschulwahl dominierten Markt von Bildungseinrichtungen. Lasic und Saleh beschreiben die Situation deutlich und richtig, verschweigen aber die Kausalitäten. Das sei am Weddinger Beispiel erläutert, lässt sich aber auf jeden strukturschwachen Kiez übertragen. Eltern suchen sich beim Übergang ihres Kindes in die 7. Klasse eine Schule, in der störungsarmes Lernen möglich erscheint – auch das bildungsorientierte Weddinger Elternhaus. Das führt zur Abwanderung in andere Bezirke, die Weddinger Schulen bleiben weitgehend unbeachtet und müssen, um ihre Existenz zu retten, abgewiesene Schüler der nachgefragten Schulen aufnehmen. Dass es sich dabei nicht gerade um die „pflegeleichtesten“ Schüler handelt ergibt sich aus dem Auswahlmodus der beliebten Schulen. Und schon entwickelt die Abwärtsspirale ihre Wirkung! Was ist zu tun? Auch wenn es an den Grundfesten sozialdemokratischer Bildungspolitik kratzt: Das Elternrecht auf freie Wahl der Oberschule muss eingeschränkt werden. Hier ein Profil, da ein Projekt – schöne Sache, das muss aber als entbehrlich eingestuft werden, wenn an vielen Brennpunktschulen in Berlin Unterricht im Sinne von Wissensvermittlung gar nicht mehr möglich erscheint. Als ersten Schritt in diese Richtung empfehle ich eine verbindliche und erheblich höhere Quotierung von „zugelosten“ Schülern an den nachgefragten Schulen. Finanzielle Anreize für Lehrer an Brennpunktschulen sind nicht zielführend, eine deutliche Reduzierung der Pflichtstundenzahl eher wirksam. Die besten Lehrer gehören an die schwierigsten, Quereinsteiger eher an die unproblematischen Schulen. Ich habe allerdings wenig Hoffnung, dass die seit Jahrzehnten SPD-geführte Bildungsverwaltung mutige Schritte in diese Richtung gehen wird.