Zum Schülerschwund an der Poelchau-Oberschule

Es ist ja nicht so, als würde es die sportaffine Berliner Community kalt lassen, wie es denn nun mit den drei Eliteschulen der Stadt weitergehen soll – nach den bekannt gewordenen dramatischen Einbrüchen bei den Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr. Da durfte man doch mit vorsichtigem Optimismus und gespannt auf den vergangenen Montag (9.5.2016) schauen: Schulbehörde, Schulleiter und Sportgranden trafen sich zur „Krisensitzung“. Im Anschluss folgt dann doch zumeist eine kleine Pressemitteilung, ein Hinweis, „… man ist stolz auf die gemeinsame Linie“, „alles ist gut“ – wir kennen das und wissen das einzuordnen. Im besseren Fall erfährt der geneigte Interessent auch das eine oder andere Substanzielle, zum Beispiel, wie es denn nun weiter gehen soll. In diesem Fall, am vergangen Montag, nichts – gar nichts – weder so noch so – schade. Transparenz sieht anders aus!

Also spekulieren wir mal:

  1. Man hält den Schülereinbruch nicht für systembedingt und/oder hausgemacht, sondern für eine temporäre Erscheinung leistungsschwacher Jahrgänge. Folgerung: Weiter so, wird schon wieder besser werden.
  2. Man erinnert sich daran, dass es ja das Phänomen der „schwachen Jahrgänge“ schon seit einiger Zeit und immer wieder gibt. Leider hat sich das nicht von selbst erledigt. Folgerung: Die Sichtung muss verbessert werden. Allerdings wurde dieser Schluss schon seit zehn Jahren gezogen, ohne dass sich im Berliner Sichtungswesen strukturell etwas verbessert hätte.
  3. Man differenziert die verschiedenen Standorte auseinander (SLSB, Flatow, Poelchau) und stellt unterschiedliche Ursachen fest. Dafür würde ja auch sprechen, dass das Ausmaß des Schülereinbruchs am Schul- und Leistungssportzentrum bei weitem nicht so erheblich ist wie z.B. an der Poelchau-Schule. Folgerung: Jede Schule muss selbst nach Lösungen suchen.
  4. Man gibt den äußeren Erschwernisse wie Hallensperrungen durch Flüchtlingsunterbringung etc. die Schuld. Das war objektiv so, erklärt aber nicht den Schülerrückgang am SLZB und an der Flatow-Oberschule, die davon nicht betroffen waren. Folgerung: Daran lag’s nicht, zumindest nicht ausschließlich.
  5. Vielleicht gab es ja sogar eine halblaute Stimme, die die hausgemachten Versäumnisse der letzten Jahre für den Schülerrückgang, vor allem an der Poelchau-Oberschule, verantwortlich gemacht hat: Rigide Ausschulungspolitik, keine akzeptablen Auffangschulen für Abgänger, drückende Dominanz der Sportart Fußball, peinliche Außendarstellungen (Schulnamen!/ Rechtsstreitigkeiten), fehlende PR- Arbeit in Bezug auf den neuen Standort Olympiapark, überforderte Schulbürokratie (fast zwei Jahre ohne Rechtsverordnung!). Folgerung: Woran lag es denn nun hauptsächlich, schwer laut zu sagen.

 

Betrachten wir es mal betriebswirtschaftlich:

Wenn man bei ausbleibender Klientel weiter bestehen möchte, muss man Fehlentscheidungen und Schlampigkeiten schonungslos erörtern und Verantwortliche benennen, muss man ggf. Personen auswechseln, sein Sortiment auf den Prüfstand stellen und nach neuen Märkten suchen, d.h. Ideen und Perspektiven produzieren – so auch im heutigen Schulwesen.

Dabei helfen manchmal auch Zufälle …

und Außenstehende, wie im Falle der Initiative der Bildungsexpertin der FDP, Mieke Senftleben. Sie hat vorgeschlagen, in der „Übergangszeit Schuljahr 2016/2017“ eine sporttalentierte Willkommensklasse an der Poelchau-Oberschule aufzumachen. Das halte ich für eine typische win-win-Situation: Talentierten Flüchtlingskindern wird eine einzigartige Möglichkeit der Integration in das System Schule und Sport und damit in unsere Gesellschaft geboten. Zudem wäre dies ein, auch öffentlichkeitswirksamer Schritt zur wieder stärkeren Beachtung der Poelchau-Oberschule als Eliteschule des Sports in Berlin. Und es gäbe der Schule ein Jahr „Luft“, um über Veränderungen nachzudenken und diese in die Wege zu leiten.

Leider – und kaum zu glauben – gehen die Protagonisten darauf gar nicht ein, als wär alles in Ordnung und mit wenigen Handgriffen an einer kleinen Stellschraube erledigt. Eigene Ideen, Modelle, Visionen – und die Öffentlichkeit informieren – alles Fehlanzeige!

So hat die Eliteschule des Sports in Berlin, und da im Speziellen die Poelchau-Oberschule, à la longue keine Chance!

Schade, und das in dem Superambiente Olympiapark, für das wir jahrelang gekämpft haben!

Ich rufe daher die verantwortlichen SPD- Bildungspolitiker und deren Entourage nachdrücklich auf, endlich zu handeln!